Der Prozess von Schelesnowodsk

Einer der ersten Versuche, den Konflikt zwischen Aserbaidschan und Karabach zu lösen, wurde 1991 nach dem Scheitern des Augustputsches im Rahmen der noch formal bestehenden UdSSR unter Vermittlung des russischen Präsidenten, Boris Jelzin, und des kasachischen Präsidenten, Nursultan Nasarbajew, unternommen. Die zumindest vorübergehende Einstellung der Militäreinsätze und Repressionen gegen die Bevölkerung von Arzach schuf Bedingungen für Dialog und Vermittlung.
Die Präsidenten von Russland und Kasachstan besuchten mit der Vermittlungsinitiativen zwischen 20. und 23. September 1991 Baku, Stepanakert und Jerewan. Als Ergebnis wurde am 23. September in Schelesnowodsk ein Kommuniqué unterzeichnet, um die Bedingungen für den Beginn eines Verhandlungsprozesses zu schaffen. Das Kommuniqué war in erster Linie eine Erklärung guter Absichten ohne einen Mechanismus für deren Umsetzung.
Die Gespräche, die kurz nach dem Besuch der Präsidenten Russlands und Kasachstans begannen, wurden abwechselnd in den Grenzregionen bei Idschewan (Armenien) und Qazax (Aserbaidschan) fortgesetzt, aber gerieten jedoch bald in eine Sackgasse.
Das zentrale Thema, zu dem die Parteien diametral entgegengesetzte Standpunkte hatten, war die Frage der Beteiligung und des Status der Vertreter von Berg-Karabach an den Verhandlungen. Die aserbaidschanische Delegation lehnte jegliche Teilnahme von Berg-Karabach nachdrücklich ab – sowohl als separate Delegation als auch im Rahmen der armenischen Delegation aber auch in Arbeitsgruppen (der russische Vorschlag). Der zweite Punkt, über den die Parteien keine Einigung erzielen konnten, wurde zur Reihenfolge der Umsetzung der Bestimmungen von Schelesnowodsk-Kommuniqué.
Mit dem de-jure Zusammenbruch der UdSSR im Dezember 1991 wurde die Initiative Jelzin-Nasarbajew zunichte gemacht. Gleichzeitig nahmen die Spannungen drastisch zu, was zu einer groß angelegten Aggression Aserbaidschans gegen die Republik Berg-Karabach führte.